Ein Anreizsystem ist die Summe aller bewusst gestalteten und aufeinander abgestimmten Arbeitsbedingungen, die bestimmte Verhaltensweisen durch positive Anreize verstärken und die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Verhaltensweisen senken. Entscheidungen werden von Mitarbeitenden getroffen. Ihrem Verhalten kommt demnach eine zentrale Bedeutung für den Unternehmenserfolg zu. Wie können nun die Mitarbeitenden motiviert werden, entsprechend zu handeln? Eine wesentliche Grundlage liefert die Valenz-Instrumentalitäts-Erwartungs-Theorie (VIE-Theorie) von Vroom. Die Motivation erfolgt durch Ziele, die erstrebenswert sind. Ein hoher Nutzen und eine hohe Wahrscheinlichkeit des Erfolgs sind dabei ausschlaggebend. Die Leistungsmotivation eines Mitarbeitenden ist umso höher, je grösser seine Erwartung ist, dass sein Leistungseinsatz zu bestimmten Ergebnissen führen wird, welche einen grossen Einfluss auf das Endresultat haben und einen hohen Wert für den Handelnden selbst besitzen. Im Vordergrund eines Anreizsystems stehen die Motivations- und die Koordinationsfunktion. Mitarbeiter sollen zur Wertsteigerung motiviert werden, indem sie für die erzielte Wertsteigerung belohnt werden. Das Anreizsystem ist damit ein flankierendes Steuerungsinstrument. Es kann aber auch mithelfen, die Attraktivität eines Unternehmens zu erhöhen und talentierte Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewinnen.
Wenn Eigentümer- und Mitarbeiterziele in Übereinstimmung gebracht werden können, ist damit ein wichtiges Fundament zur Steigerung des Unternehmenswertes geschaffen.
Anreize können materiell oder immateriell sein. Vergütungssysteme sind ein ausgewählter Bestandteil materieller Anreize. In diesem Fall sollten Anreize ausschliesslich über den variablen Teil der Entlöhnung erfolgen. Mitarbeitende müssen durch Anreize beeinflussbar sein. Das heisst, die variable Entlöhnung muss einen wesentlichen Teil der Vergütung darstellen (15% – 30% der Gesamtentlöhnung). Mitarbeitende mit hohen Kompetenzen können den Unternehmenswert in stärkerem Masse beeinflussen, als Mitarbeitende mit weniger Kompetenzen. Die Motivation für wertorientiertes Verhalten ist demnach umso wichtiger, je höher die Position in der Unternehmensorganisation ist. Anreizwirkungen sind am grössten, wenn die Anreize in unmittelbarem Zusammenhang mit der Beurteilung einer bestimmten Leistung ausgeschüttet werden. Weil eben häufig nicht erkennbar ist, ob die Leistung nur kurzfristig positiv ist oder auch tatsächlich zu nachhaltigem Erfolg führt, empfiehlt es sich, dass die variable Vergütung zwar auf dem Periodenerfolg berechnet aber dann nicht unmittelbar ausgeschüttet, sondern für einen bestimmten Zeitraum eingefroren wird. Dadurch soll verhindert werden, dass Mitarbeitende durch kurzfristige Aktivitäten die Bemessungsgrundlagen erhöhen, dadurch aber zukünftiges Erfolgspotential zerstören.
Anreizsysteme sind ein wichtiger Bestandteil der wertorientierten Unternehmensführung. Sie stellen die Verbindung zwischen Unternehmenswertsteigerung und Mitarbeitendenentlöhung her und richten damit die Ziele der Unternehmenseigentümer und der Mitarbeitenden gleich aus.